Noch werden regenerative Kraftstoffe vor allem in kleinen Mengen zu Forschungszwecken hergestellt. Nur wenige Anlagen in Europa und der Welt sind bereits heute in der Lage im größeren Maßstab reFuels zu produzieren. Um die Produktion hochfahren zu können, müssen –neben anderen Aspekten auch technische Fragen und Anforderungen geklärt werden. Wie geeignete skalierbare Lösungen zur Herstellung unterschiedlicher Kraftstoffe für den Luft-, Schiffs- und bodengebundenen Verkehr aussehen könnten, ist das Thema des Innovationsschwerpunktes Produktion. Betreut wird das Themenfeld von Expertinnen und Experten des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) und der Mineraloelraffinerie Oberrhein (MiRO).

So arbeitet der Innovationsschwerpunkt

Der Innovationsschwerpunkt Produktion beschäftigt sich mit Technologien zur Herstellung erneuerbarer Kraftstoffe. Im Fokus stehen dabei Verfahren, die eine ausreichende technische Reife (TRL ≥ 5) aufweisen, um absehbar in eine industrielle Produktion überführt werden zu können. Zur Unterstützung des Markthochlaufs soll vorhandenes Wissen zu diesen Technologien gebündelt, systematisiert und verfügbar gemacht werden. Hierzu wird eine umfassende Literaturrecherche durchgeführt. Im Laufe des Projekts werden Informationen zu den relevanten Verfahren, eingesetzten Rohstoffen und erzeugbaren Kraftstoffen systematisch aufgearbeitet und in unterschiedlichen Detailgraden unter verschiedenen Gesichtspunkten dargestellt. Die Ergebnisse der Arbeit werden in Form von Workshops, Berichten, Kurzberichten, einem Glossar und weiteren Formaten den Akteuren und Interessierten zur Verfügung gestellt.

Übergeordnetes Ziel ist es, einen kompakten Überblick über die absehbar verfügbaren Prozesspfade zur Herstellung erneuerbarer Kraftstoffe zu geben, um sowohl Fachleuten, aber auch anderen Interessenten einen einfachen Zugang in das Thema zu ermöglichen. Dabei werden die Produktionsmöglichkeiten mit ihren Stärken und Schwächen als Teil einer Entscheidungsgrundlage aufgezeigt.

Bioliq-Anlage KIT
Pilotanlage

"Wir sind überzeugt, dass für die Erzeugung kohlenstoffhaltiger Brennstoffe und chemischer Produkte alle erneuerbaren Kohlenstoffquellen genutzt werden müssen. Es sind viele unterschiedliche Verfahren erforderlich, um eine bedarfsgerechte Produktion der verschiedenen, auch zukünftig benötigten Kraftstoffe und anderer chemischer Produkte sicherzustellen. Zur Unterstützung des Markthochlaufs erneuerbarer Kraftstoffe wollen wir verfügbares technisches Wissen zur Produktion erneuerbarer Kraftstoffe bündeln, systematisiert aufbereiten und Akteuren sowie allen Interessierten auf verschiedenen Vertiefungsebenen zugänglich machen."

 

Prof. Dr. Nicolaus Dahmen, Institut fuer Katalyseforschung und -technologie (IKFT), KIT

Mineraloelraffinerie MiRO bringt Hersteller-Expertise ein

Ansicht der MiRO Raffinerie in Karlsruhe
©MiRo

Die Mineraloelraffinerie Oberrhein MiRo hat in den vergangenen Jahren verschiedene Studien zur Implementierung der Herstellung erneuerbarer Kraftstoffe durchgeführt. Dabei wurde im Rahmen des Projekts "reFuels - Kraftstoffe neu denken" auch ein Konzept für eine reFuels-Demonstrationsanlage auf dem Raffinerieglände der MiRo erarbeitet. In dem Entwurf ging es um eine Power-to-Liquid-Anlage, die mittels Fischer-Tropsch-Synthese zur Herstellung von Kerosin und Diesel genutzt werden kann. Durchgespielt wurde, wie anfallendes CO2-haltiges Rauchgas aus bestehenden Raffinerieprozessen in Kombination mit erneuerbarem Strom genutzt werden kann und wie die anfallenden PtL-Rohprodukte in der vorhandenen Raffinerie-Struktur weiterverarbeitet bzw. beigemischt werden können. Folgestudien betrachteten zudem weitere essentielle Faktoren, die für die Implementierung einer PtL-Analge in eine verhandene Raffineriesturktur von Bedeutung sind. Durch die Summe dieser Vorarbeiten ist die MiRo mit einzigartigen Vorkenntnissen ausgestattet, die sie nun in die Plattform InnoFuels einbringen wird.

„Gemeinsam mit unseren Partnern aus Industrie und Wissenschaft bündeln wir unsere Kräfte, um den Hochlauf dieser Kraftstoffe voranzutreiben, indem wir Markthemmnisse identifizieren, Rahmenbedingungen definieren und unsere Erkenntnisse für Politik und Industrie aufbereiten. Als Raffineriestandort mit über sechs Jahrzehnten Erfahrung bringt MiRO sowohl die notwendige Expertise für die technische Anwendung und Integration in die bestehende Raffinerie-Infrastruktur als auch genehmigungsfähige Fläche zum Bau von Anlagen mit ein.“

 

Frank Schäfer, Leiter Strategische Entwicklung, MiRO

Von reFuels zu InnoFuels

InnoFuels hat übrigens eine Vorgeschichte: Einige Projektpartner haben bereits im Forschungsprojekt reFuels - Kraftstoffe neu denken mitgewirkt und dort wichtige Erfahrungen gewonnen: Unter dem Dach des Strategiedialogs Automobilwirtschaft des Landes Baden-Württemberg (SDA) wurde seit 2019 entlang der gesamten Wertschöpfungskette regenerativer Kraftstoffe geforscht: vom Energieversorger und der Kraftstoffproduktion über Lieferanten und Systementwicklung bis hin zu den Motoren- und Fahrzeugherstellern. In der Pageflow-Multimediastory haben wir Inhalte und Ergebnisse des reFuels-Projekts in Bild und Ton nacherzählt. Wer den schnellen Einblick ins Thema der regenerativen Kraftstoffe sucht ist hier genau richtig.